Der Förderverein E.T.531
 
Warum eigentlich ein Förderverein für einen erst durch eine Rekonstruktion wieder vorzeigbaren Vorortbahn-Triebwagen?
 

Mit einem Förderverein hoffte ich auf Mittel von Sponsoren, da ich dieses gesamte Kapitel mit der gesamten Aufarbeitung und Rekonstruktion alleine finanziell niemals aufbringen kann. Außerdem wohne ich jetzt nicht mehr in meiner Heimat, sondern 600 km entfernt in München und muß jedesmal erst wieder anreisen. Es soll hier ein technisches Industriedenkmal wieder entstehen können aus der Zeit unserer Vorfahren und Zeugnis abgeben als ältester noch vorhandener S-Bahn Triebwagen von Berlin. Leider ist die geistige Zeit am Ort des Geschehens noch nicht reif genug dafür. Ich bemühe mich aber intensiv den Rekonstruktionsprozeß weiter zu führen, um selbst als Berliner hier ein Stückchen Heimatgeschichte bewahren zu können.

Die Frage an sich wäre weiter berechtigt. Nun denn, was haben wir denn? Wir haben hier nur einen total leeren Wagenkasten retten können. Nichts ist mehr von früher vorhanden gewesen. Das was noch irgendwie an alte Zeiten erinnern könnte ist mit 6 bis 10 Schichten grausamer Farben verkleckst worden. Die muß nun mühsam wieder entfernt und die dann erscheinenden Teile müssen umfangreichen Prüfungen unterzogen werden, sind es noch originale Teile oder sind diese hinzugefügt worden? Es gibt nur Fotos und Zeichnungen von ca. 1916 bis 1917 von A.E.G. Vom beginnenden Umbau ab März 1920 in der Hauptwerkstatt in Tempelhof gibt es nur Briefe von einigen Dezernenten der Bahn, aber keinerlei Fotomaterial, geschweige denn weitere Zeichnungen. Aber es gibt die Normalien der Preußischen Staatsbahn, nach denen wurde gearbeitet! Lediglich ist nur eine Entwurfsskizze von ca. 1920 erhalten geblieben. Diese ist aber derart unleserlich, daß sie sich für die Bearbeitung keinesfalls eignet. Die Maße kann man nicht mehr erkennen, unmaßstäblich, also total unbrauchbar. Es ist aber ersichtlich, daß diese Skizze noch vor dieser ominösen Pressefahrt (13. Mai 1921) angefertigt worden sein konnte. Warum? Nach dieser Sonderfahrt wurden alle großen Scheiben an den beiden Seitenflächen entfernt und danach Fensterteiler eingesetzt, um schmale Holzfenster von den Abteilwagen zum Öffnen verwenden zu können, so wie wir es heute noch besichtigen können (siehe meine ausführliche Darstellung auf dieser Homepage im Kapitel Geschichte ).

Bekanntlich fehlen jetzt 11 Stck Fenster, es sind keine vorhanden, die man hätte restaurieren können! Sie wurden mühsam zeitaufwendig rekonstruiert und sehr teuer neu angefertigt. Auch ein Fensterteiler hat sogar gefehlt, auch dieser wurde in München angefertigt, da es in der Mark Brandenburg keinerlei Fachleute mehr gibt.

Auch ist öffentlich bekannt, daß nur der Wagenkasten selbst noch gerettet werden konnte, ohne Drehgestelle. Alle Anbauten und Unterbauten und Einbauten sind nicht mehr vorhanden. Die gesamte Bremsanlage, das Schaltwerk und der Fahrschalter, die Bremsluftbehälter nebst Ventilen, ja sogar die Zughaken mit den Zugstangen und den Federtöpfen fehlen. Ferner Fehlen alle Federpuffer, beide Drehgestelle, alle Griffstangen, Scheinwerfer, sämtliche Schilder und eine Schiebetür usw., um nur einiges zu nennen. Und alles muß wirklich sehr mühsam aus alten Vorschriften wieder zusammen gesucht, neu gezeichnet und angefertigt werden, damit alles der damaligen Zeit entspricht. Es sind ja schließlich alles Normteile. Auch die gesamte Inneneinrichtung fehlt und muß mühsam wieder nach alten Photos rekonstruiert werden. Wenn nichts mehr vorhanden ist kann auch nichts mehr restauriert werden, sondern muß wirklich sehr aufwendig mit großem Zeitaufwand wieder rekonstruiert werden. Das nur einmal zur Erklärung, wenn man es fachlich auch versteht.

Ich möchte auf jeden Fall diesen Triebwagen wieder so vorzeigen können und er soll möglichst in allen Punkten wieder so aussehen, wie er einst geliefert und vom März 1920 an in Tempelhof umgebaut und im Juni 1921 dann endlich auf die Strecke in den Betriebseinsatz ging, als E.T.531. Aber, er wird durch diese Rekonstruktion wieder in die Zeit versetzt, als er in Berlin- Lichterfelde Ost einmal gefahren ist. Ich hoffe, es ist jetzt nun für jeden verständlich.
 

Wie kam der Förderverein nun an den Triebwagen E.T.531?
 

Auch zu dieser Überschrift möchte ich etwas berichten: Der Wagenkasten kam niemals zum Förderverein! Ich habe den Wagenkasten das erste mal im Jahre 2002 gesehen, noch bei der AfG in Teltow. Mit dem damaligen Wagenkasten wollte ich weiter nichts zu tun haben. Ich habe dann aber gesagt, daß man wenigstens zum Datum der 100 Jahre nur vorne den Führerstand einmal herrichten könnte. So kam es zu der bekannten Rekonstruktion zum 100-sten Geburtstag, bei der mir niemand geholfen hatte. Im Gegenteil, man hat mich sogar verspottet.

Der Förderverein ist erst im Jahre 2004 von mir gegründet worden. Er ist bis heute nicht Eigentümer des Triebwagens E.T.531! Bei einem Besuch in Elstal im Jahre 2002, wo der Triebwagen Jahrzehnte lang stand, habe ich zu hören bekommen, daß der Kaufpreis von der AfG niemals bezahlt wurde. Kurzerhand habe ich mich dazu bereit erklärt diesen Fakt zu erledigen. Damit war ich nun ungewollt der neue Eigentümer. Zwischenzeitlich ist die AfG in Insolvenz gegangen und im September 2003 musste der Triebwagen kurz vor einer anstehenden Verschrottung an einem anderen sicheren Ort gebracht werden. Erst einige Monate nach der auf einer anderen Seite beschriebenen Rettungsaktion wurde der Förderverein gegründet, um auch für die Aufarbeitung den entsprechenden Rahmen zu finden.

So ist also nicht der Förderverein an den Triebwagen gekommen, sondern der hier schreibende Autor, als Retter und Rekonstrukteur des Triebwagens, der großen neuen fortlaufenden Dokumentation und dieser neuen Homepage ( et531.de ) im Internet. Haben Sie ein wenig Freude daran, wie ein Technik -Denkmal wieder erstehen wird. Der elektrische Triebwagen E.T.531 von Berlin-Lichterfelde Ost ist heute in unseren Tagen zu Recht der Urahn der Berliner S-Bahn aus dem Jahre 1916, bzw. von 1920 nach dem erfolgten Umbau und dem anschließenden Einsatz auf der Vorortbahn nach Groß-Lichterfelde Ost, der noch auf merkwürdige Art und Weise erhalten geblieben ist, und erhalten bleiben sollte.
 
Wolfgang Kämmerer, München, 2007
Weitere Informationen zum Förderverein erhalten Sie unter
 
 
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Samstag, 26 Dezember 2009 - 19:56